Reiseanalyse-Update: Kein Urlaub ist auch keine Lösung

Sonderbefragung der Reiseanalyse zeigt: Urlaubsreisen haben für die Deutschen trotz gestiegener Belastungen weiterhin eine enorme Bedeutung. 

Die Reisebranche steht wie kaum ein anderer Wirtschaftsbereich seit 2020 unter enormem Druck: Die Einflüsse der Krise auf den Tourismus waren im ersten Jahr der Pandemie deutlich spürbar. Nach zwei Jahren Corona zeigten die Ergebnisse der Reiseanalyse 2022* Anfang dieses Jahres nun jedoch wieder sichtbare Erholungen im Markt und signalisierten einen klaren Aufwärtstrend in der Branche. Jetzt aber sieht sich die Tourismusbranche durch Ukraine-Krieg, Gas-Krise und Preisinflation mit neuen starken Belastungen konfrontiert. Vor diesem Hintergrund wurde im September eine Reiseanalyse-Sonderbefragung** im Rahmen der kommenden Reiseanalyse 2023 durchgeführt, die die Bedeutung von Reisen im Kontext dieser Herausforderungen einordnet und erste Hinweise darauf liefert, dass sich der begonnene Aufwärtstrend trotz verschärfter Krisensituation weiter fortsetzt. 

Obwohl sich die Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung – sowohl in Bezug auf die allgemeine als auch auf die persönliche Wirtschaftslage – verschlechtert, nehmen Urlaubsreisen mit 56 Prozent den 3. Platz unter den Konsumprioritäten der Reisenden (Reisende letzte 12 Monate) ein. Das Reisen reiht sich damit direkt nach solch essenziellen Kategorien wie Lebensmitteln (77%) und Gesundheit (56%) ein.  
 


Diese hohe Relevanz zeigt sich auch bei der Reiseabsicht: Der Anteil der Personen mit positiven Reiseabsichten (in den nächsten 12 Monaten) erhöht sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 Prozent und liegt damit aktuell bei 63 Prozent. Auch die Unsicherheit reduziert sich weiter: Waren es im September letzten Jahres noch 27 Prozent, die bezüglich ihrer Urlaubsplanungen unentschlossen waren, so ist der Anteil der Zögerlichen aktuell auf 20 Prozent gesunken.  

 

 

Für die Herbst/Winter-Saison 2022/2023 gibt ebenfalls die Hälfte der Befragten eine positive Reiseabsicht an. 31 Prozent haben schon das Urlaubsziel festgelegt und verfolgen eine ganz konkrete Urlaubsplanung. Wer noch zweifelt oder sich sogar sicher ist, im kommenden Herbst/Winter nicht verreisen zu wollen, nennt insbesondere die finanziellen Belastungen als Barriere: Jeweils mehr als die Hälfte gibt an, aufgrund der allgemein gestiegenen Kosten zu zögern oder nicht reisen zu wollen. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg stellen im Vergleich hierzu deutlich weniger relevante Faktoren dar.

 

 

Doch auch, wer sparen will oder muss, möchte im seltensten Fall gänzlich auf Urlaub verzichten. Um der Teuerung beim Reisen entgegenzuwirken, scheinen diverse Alternativstrategien beliebter zu sein: Am häufigsten wird mit 35 Prozent Zustimmung beispielsweise die Auswahl eines preisgünstigeren Reiseziels genannt. Je 30 Prozent fokussieren sich mehr auf Sonderangebote oder verringern die Anzahl ihrer Reisen. Auch bei der Unterkunft könnten sich 29 Prozent der Befragten vorstellen zu sparen. 

Nur 7 Prozent geben an, aufgrund der gestiegenen Kosten in den nächsten zwölf Monaten gänzlich auf Urlaub verzichten zu wollen – keine andere Antwortmöglichkeit erhielt weniger Zustimmung. Hier macht sich die neue Flexibilität der deutschen Urlauber bemerkbar, die auch schon zu Beginn der Corona-Krise sichtbar wurde.

 

 

Schließlich zeigen die Ergebnisse der Sonderbefragung auch, dass das Sparen bei Urlaubsreisen nicht für alle Personen gleichermaßen bedeutsam ist. Denn tatsächlich geben bei der Frage, inwiefern man bei Urlaubsreisen jetzt mehr auf den Preis achtet als noch vor 3 Jahren, eher Personen mit ohnehin starker Affinität für preisgünstige Reisen eine hohe Zustimmung an. Luxus- und Qualitätsorientierte Urlauber äußern demgegenüber einen tendenziell stärkeren Qualitätsfokus bei Urlaubsreisen. 

Weder die Pandemie noch die jüngsten politischen und wirtschaftlichen Ereignisse scheinen die Deutschen vom Reisen abhalten zu können. Die Reisepläne werden teilweise jedoch von den sich überlagernden Krisen und insbesondere der allgemeinen Teuerung beeinflusst. Preisgünstigere Ziele oder Unterkünfte sowie Sonderangebote sind beliebte Sparoptionen. Personen, die jetzt mehr auf den Preis achten, zeigen eine grundsätzliche Präferenz für preisfokussiertes oder preisorientiertes Reisen. Gar keine Reise zu unternehmen, kommt für die Wenigsten in Frage.  

 

Studiensteckbriefe:
*Bei der Reiseanalyse handelt es sich um eine repräsentative Untersuchung zum Urlaubsreiseverhalten der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland. Die im jährlichen Turnus durchgeführte Studie umfasst eine Stichprobe von rund 12.000 Personen (davon 7.000 face-to-face, 5.000 online). Die Reiseanalyse wird in einem Team von drei Partnern umgesetzt: Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) als Träger konzeptioniert und organisiert gemeinsam mit dem Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT) in Kiel die Untersuchung und Auswertung. IPSOS ist Partner für die Erhebungen und Datenverarbeitung. Die FUR ist eine neutrale Interessengemeinschaft und der größte nicht-kommerzielle Organisator und Auftraggeber von Tourismusforschung in Deutschland. Als langjähriger Partner verfügt die Ad Alliance über umfangreiche Exklusivrechte und Auswertungsmöglichkeiten. 
**Reiseanalyse Sonderbefragung „Krisen-Update 09/22“: Repräsentative Untersuchung zum Urlaubsreiseverhalten der deutschsprachigen Bevölkerung im Alter von 18 – 75 Jahren. Fallzahl n=2.000, Erhebungszeitraum: 02.09.2022 – 12.09.2022. 

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