Nach dem großen pandemiebedingten Einbruch in 2020 zeigen die jüngsten Ergebnisse der Reiseanalyse 2022 eine erste Erholung im Tourismusmarkt. Insbesondere nachfrageseitig geben die aktuellen Daten Anlass zum Optimismus für das aktuelle Reisejahr.
Die letzte Reiseanalyse dokumentierte den dramatischen Einfluss der Corona-Pandemie auf die Tourismusindustrie, machte aber auch deutlich, welchen Stellenwert das Thema Reisen in der deutschen Bevölkerung hat. Denn trotz größter Widrigkeiten im Zuge der Pandemie und der zu ihrer Bekämpfung getroffenen Maßnahmen unternahmen dennoch etwa zwei Drittel der Befragten im ersten Pandemiejahr eine Urlaubsreise von mindestens 5 Tagen Dauer. Allerdings wurden die Reisenden flexibler bei der Auswahl der Destinationen. Auch die Kurzfristigkeit der Urlaubsentscheidungen nahm zu. Die aktuelle Reiseanalyse 2022* zeigt nun wieder einige positive Entwicklungen sowohl in der Rückschau auf 2021 als auch in der Prognose für Reisen im aktuellen Jahr.
Vergleicht man die Angaben der Befragten zu ihren Reisen in den Jahren 2020 und 2021, zeigt sich ein deutlicher Anstieg bei den Haupturlaubsreisen (Dauer mindestens 5 Tage): Hatten im Jahr 2020 letztlich noch 63 Prozent der Befragten (E 14+) eine solche Reise unternommen, waren es 2021 bereits wieder 68 Prozent. Das ist zwar noch weit entfernt vom Vor-Corona-Niveau (78%), aber die Trendumkehr ist unverkennbar. Noch deutlicher wird dies bei den Kurzreisen (2-4 Tage), die gegenüber 2020 ein Wachstum von 19 Prozent zu verzeichnen haben (2020: 27% vs. 2021: 32%). Bei den Geschäftsreisen zeigt sich dagegen keine Veränderung, sie verharren auf einem Niveau von 5 Prozent.
Fragt man Vorjahresreisende nach dem Verkehrsmittel, mit dem sie im letzten Jahr die weiteste Reisestrecke zurückgelegt haben, so geben 36 Prozent an, im Jahr 2021 mit dem Flugzeug gereist zu sein (Vorjahr: 28%). Zur Einordnung: Im letzten Jahr vor der Pandemie lag der Anteil der Flugreisen bei 47 Prozent. Generell ist auch der Anteil der Auslandsreisen wieder etwas angestiegen (+15%): Auch wenn die Anzahl der Auslandsreisen in 2021 (35 Mio.) noch sichtbar unter dem Vor-Corona-Niveau in 2019 (52 Mio.) liegt, so spiegelt die Tatsache, dass wieder etwa zwei Drittel aller Reisen 2021 ins Ausland gingen, eine sehr positive Entwicklung wider.
Positive Reiseabsicht steigt, Machbarkeit und Urlaubslust auf neuem Höchststand
Daneben gibt aber vor allem der Blick nach vorn Anlass zum Optimismus: Auch wenn die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist, steigt die positive Reiseabsicht wieder deutlich an. Gaben im Januar 2021 noch 49 Prozent an, im restlichen Jahr eine Urlaubsreise unternehmen zu wollen, so sind es in diesem Jahr bereits 61 Prozent (2020: 72%). Zudem möchten 41 Prozent nach eigener Aussage in diesem Jahr unbedingt reisen und wären dafür auch bereit, in Regionen zu reisen, die sonst nicht ihre erste Wahl wären.
Die Ressourcen hierfür sind auf jeden Fall vorhanden: 70 Prozent denken, dass sie sich in den nächsten 12 Monaten eine Reise finanziell leisten können. Für 72 Prozent wird eine Reise auch zeitlich möglich sein. Darüber hinaus erreicht auch die Lust auf Urlaub einen neuen Höchststand. Dies lässt auf einen gewissen Nachholbedarf beim Thema Reisen schließen.
Kurzfristigkeit und Flexibilität bei Reisen in 2022 weiter relevant
Trotzdem bleiben einige der Strategien im Umgang mit der neuen Unsicherheit durch Corona vorerst bestehen: Infolge der Corona-Pandemie wurden Urlaubsentscheidungen deutlich kurzfristiger getroffen. 32 Prozent der Befragten Reisenden hatten die Entscheidung für die Haupturlaubsreise im Jahr 2020 erst in den vier Wochen vor der Abreise getroffen (Reisen in 2019: 13%). Dieser Effekt verringerte sich zuletzt wieder ein wenig. Im vergangenen Jahr sank der Anteil der Urlaubsentscheidungen in den letzten 4 Wochen vor Abreise auf 24 Prozent. Insgesamt werden die Entscheidungen aber weiter kurzfristiger getroffen als noch vor Corona.
Die Ad Alliance hat im Nachgang zur Reiseanalyse im Februar 2022 ebenfalls eine Sonderbefragung** zum Reiseverhalten der Deutschen durchgeführt. Danach sagen 40 Prozent der Befragten (E 16+), dass sie die wärmeren Monate voll ausnutzen wollen, falls im Herbst/Winter die nächste Welle der Pandemie kommt. 39 Prozent würden lieber Ziel oder Zeitpunkt der Reise ändern, bevor sie ganz auf einen Urlaub verzichten müssten. Wichtigstes Buchungskriterium ist laut der Ad Alliance Sonderbefragung eine Geld-zurück-Garantie für den Fall, dass die Reise nicht durchgeführt werden kann – rund zwei Drittel aller Befragten (67%) legen Wert hierauf, unter den Personen mit unsicherer Reiseabsicht sind es sogar 80 Prozent.
Weiterhin höherer Informationsbedarf als in früheren Jahren
Insgesamt führen die Erfahrungen der Reiseinteressierten aus den Corona-Jahren dazu, dass etwa die Hälfte von ihnen (46%) einen deutlich höheren Informationsbedarf als früher verspürt. Über konkrete Aspekte informierte man sich für die Urlaubsreisen in 2021 am ehesten in Online-Reiseportalen, Buchungs- oder Bewertungsplattformen (21%), für die Inspiration zum Reiseziel und generelle Informationen waren ebenfalls diese Plattformen gefragt (20%), gefolgt von Websites von touristischen Anbietern (17%) und TV-Beiträgen (17%).
Die Ergebnisse der Studien zeigen: Wichtige Parameter des Tourismusmarktes erholen sich langsam. Dazu fallen die positive Reiseabsicht, die Reiselust und auch die Machbarkeit in zeitlicher und finanzieller Hinsicht so hoch aus wie nie zuvor – eine gute Ausgangslage für das Reisejahr 2022.