Ein genauer Blick auf einschlägige statistische Kennwerte zeigt: Die Kindheit in Deutschland ist für viele Kinder deutlich besser als manche glauben.
Wenn Informationen über Kinder in Deutschland einen Platz auf der Medienagenda erhalten, handelt es sich meistens um schlechte Nachrichten: Es dominieren Berichte über Armut, schlechte Bildung und sonstige negative Lebensumstände oder Ereignisse. Das entspricht aber keineswegs der Situation der Mehrheit der Kinder. Gerade für die Beurteilung der Kinder als Zielgruppe ist aber ein halbwegs realistisches Bild von großer Bedeutung.
Die Kinderschar in Deutschland wird größer und bunter
In den Medien war lange Jahre das Narrativ vom überalternden und aussterbenden Deutschland vorherrschend. Dies muss inzwischen eindeutig in Frage gestellt werden, denn seit etwa 10 Jahren steigt die Anzahl der Kinder. Lebten im Jahr 2010 noch 10,9 Mio. Kinder unter 14 Jahren in Deutschland, ist die Zahl inzwischen auf 11,5 Mio. angewachsen. Die Kinder-Zielgruppe wird auch vielfältiger: 40% der Kinder unter 14 Jahren verfügen über einen Migrationshintergrund, in deutlich über der Hälfte der Haushalte mit Kindern wird mindestens eine Fremdsprache gesprochen.
Die Mehrzahl lebt in Kleinstädten oder im ländlichen Raum
Sowohl absolut betrachtet als auch in Relation zur Gesamtbevölkerung leben Kinder eher in kleinen Städten, zwei Drittel aller Kinder zwischen 3 und 13 Jahren leben sogar in Städten unter 100.000 Einwohnern. Das hat Vor- und Nachteile: So können fast 70% aller minderjährigen Kinder in Deutschland einen Garten nutzen. Zu den Nachteilen des Lebens in Kleinstädten oder auf dem Land gehört dagegen oft die Internet-Anbindung: Weniger als die Hälfte (45%) der Haushalte mit minderjährigen Kindern können Online-Gaming oder Streaming störungsfrei nutzen.
Kinder in Deutschland haben Geld und Geschwister
Auf die jüngsten Familienmitglieder entfällt eine erstaunlich hohe Kaufkraft: Im Schnitt erhält jedes Kind im Alter von 4 bis 13 Jahren pro Monat etwa 20 Euro Taschengeld. Im Alter von 4 bis 5 Jahren etwa 5 Euro, 10- bis 13-Jährige verfügen im Durchschnitt schon über mehr als 30 Euro. Zusätzlich erhält jedes Kind durchschnittlich nochmal 156 Euro an Geldgeschenken pro Jahr. Macht man sich bewusst, dass fast drei Viertel aller Minderjährigen in Deutschland auch noch mindestens ein Geschwisterkind haben, wandern beträchtliche Summen in die Geldbeutel der Kinder. Insgesamt stehen allein den Kindern zwischen 4 und 13 Jahren etwa drei Milliarden Euro pro Jahr an Kaufkraft zur Verfügung.
Die meisten Kinder in Deutschland haben es ziemlich gut
Außer Schule, lernen und ab und zu mal im Haushalt zu helfen, haben Kinder in Deutschland wenig Pflichten. So können sie ihren Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: Freunde treffen, spielen, draußen sein, malen, zeichnen und basteln stehen neben der Mediennutzung nach wie vor hoch im Kurs. Es trifft leider nicht auf alle Kinder in Deutschland zu – aber die deutliche Mehrheit hat offenbar ein ziemlich gutes Leben!
Kai Uwe Weidlich, Publik Agentur für Kommunikation