Rückblick auf die zweite Screenforce Academy 2022

Journalismus, Produktion und Research im Blick: Von RTL Aktuell ins ARD-WM-Studio und Sport1-Metaverse. Über die Bergwelten von ServusTV bis hin zu GZSZ. Über like to KNOW und mentale Verfügbarkeiten. 

"Fernsehen machen ist Teamerfolg", so Screenforce-Chef Malte Hildebrandt zur Faszination Fernsehen. Das gilt auch für die Screenforce Academy. Hier spielen alle deutschsprachigen TV-Häuser im gleichen Team: Dem Team "Pro TV" – mit dem Ziel, zu begeistern. Das ist auch mit der zweiten Ausgabe gelungen: Vom 15. bis 17. November hieß es wieder "reingeschaut und nachgefragt" und setzte den Schwerpunkt auf die Themen Journalismus, Entertainment-Produktionen und Research.

TAG 1: JOURNALISMUS

Krieg, Klima, Inflation – in diesen Zeiten ist die Bedeutung von Qualitätsjournalismus und die Rolle von Journalist:innen wichtiger, aber auch herausfordernder denn je.

Das bestätigt auch Charlotte Maihoff und bezieht sich dabei nicht nur auf ihre eigenen Moskau-Erfahrungen zu Beginn des Krieges. Berichterstattung aus Krisengebieten sei per se heikel, da es oftmals keine wirklich sicheren Verhaltensregeln gebe, nach denen man sich richten könne.

Generell sei die Berichterstattung jedoch schwieriger geworden und seit einigen Jahren gelte das auch für Deutschland. So sei es inzwischen immer häufiger notwendig, sich als Journalist:in von Security begleiten zu lassen, wenn von Demonstrationen berichtet werden soll. Im Interview mit Malte Hildebrandt erwähnte Maihoff, dass sie ein "Nachrichten-Junkie" sei. Sie berichtete über ihre und die Ansprüche der Redaktion von RTL Aktuell an Nachrichten und unterstrich, wie wichtig "Seelenhygiene" für Journalist:innen ist.

Nach dem starken Auftakt ging es mit dem Team von Sport1 auf eine Reise zur Darts WM, die am 15.12.2022 mit einem Public Viewing eine Metaverse-Premiere feiert.
Thomas Wehrle brachte die ARD-Pläne zur Fußball-WM in Katar mit. Die Prämisse der Öffentlich-Rechtlichen zu der seit 1978 am kritischsten diskutierten WM: "Wir schauen nicht weg, sondern schauen genau hin".

Zum Abschluss des Tages berichtete die Academy-Moderatorin Viviane Geppert über ihre Rolle und ihren Alltag als Boulevard-Redakteurin des ProSieben Lifestyle-Magazins TAFF.

"Ich mache Nachrichten und keinen Informationskrieg" | Special | Backstage Total Video | W&V (wuv.de)

TAG 2: ENTERTAINMENT-PRODUKTIONEN

Die Geschichtenerzähler:innen vor und hinter der Kamera dominierten den zweiten Tag.

Sie haben zwar unterschiedliche Rollen, aber doch eine Gemeinsamkeit, die Stephanie Schettler-Köhler von Pantaflix auf den Punkt bringt: "Wir brennen für Entertainment und dafür, Menschen zu unterhalten".
Aus Erfahrung weiß sie, dass die Story entscheidend ist und nicht der Kanal. "Wir wollen Geschichten erzählen, die die Menschen begeistern – ganz gleich, über welchen Kanal". Dadurch sei die von Matthias Schweighöfer mitgegründete Produktionsfirma national und international sehr erfolgreich.

Zu aufwändigen Produktionen konnte ServusTV einiges beitragen: Exemplarisch wurden die "Bergwelten" vorgestellt, zu denen auch die Kletter-Brüder Thomas und Alexander Huber ("Huberbuam") Rede und Antwort standen. Beim Gespräch darüber, wie die spektakulären Bilder am Berg entstehen, brach aus den Extremkletterern die Leidenschaft für ihr Metier heraus: "Der Berg schreibt die Dramaturgie" und "das Wetter ist der Dirigent. Wir sind nur die Spieler".

Danach ging es empathisch weiter mit Theresa Ebel von september Strategie & Forschung.
Sie sensibilisierte die (werdenden) Medienschaffende dafür, dass die Geschichten, die sie kreieren und entwickeln, das Rollenbild von morgen prägen. Mit anschaulichen Beispielen von den 70er Jahren bis heute zeigte sie, wie Medien Bilder beeinflussen und Stereotypen bestimmen können.

Im anschließenden Talk mit Chryssanthi Kavazi (aka Laura Lehmann bei GZSZ) berichtet die Schauspielerin, dass es am Set ein großes Maß an Empathie braucht, um beim Zusammenspiel jedem seinen Freiraum zu lassen. Weil bei GZSZ aktuelle Themen aufgegriffen werden, habe die beliebte Serie eine Vorbildfunktion: "Viele sind mit GZSZ groß geworden – ich auch. Mit einem solchen Format kann man viel Gutes bewirken, Denkanstöße geben und Themen aus einer anderen Perspektive betrachten".

Pantaflix: "Der gesamte Unterhaltungsmarkt ist im Umbruch" | Special | Backstage Total Video | W&V (wuv.de)

TAG 3: RESEARCH

Weniger Unterhaltung, mehr Fakten war die Devise am dritten Tag.

Brigitte Bayer, VP von like to KNOW, unterstrich den USP des Unternehmens: Zu einem Medienhaus zu gehören und dennoch eigenständig agieren zu können. Gemeinsam mit Daniel Reiner (RTL Data und Experte im Screenforce-Forscherkreis) berichtete sie über die Arbeitsweisen der "People Insight Agency": "Unser Motor sind unsere Zielgruppen. Wir tauchen ein in das Leben und in die Psychologie der Zielgruppe, schauen nach dem Zusammenhang und wie sie ticken. Erst wenn ich das verstanden habe, kann ich auch die richtige Geschichte erzählen. Die richtige Geschichte mit meinem Produkt, mit meiner Kommunikation, mit meiner Werbung. Storytelling ist uns wichtig".

Im Anschluss berichteten Gerald Neumüller und Johanna Teichmann (Seven.One) über eine neue Grundlagenstudie (Die Qual der Wahl – und was dies mit der Werbung zu tun hat. Effekte von Werbung auf die mentale Verfügbarkeit): Danach hänge der Erfolg einer Marke zu einem guten Teil davon ab, dass sie nicht nur physisch, sondern auch mental verfügbar sei, also möglichst viele Menschen bestimmte Assoziationen mit ihr verbinden würden. Die Konsequenz: Man benötige mehr als die etablierten Werbewirkungs-KPIs. Wenn Werbung etwas bewirken solle, müsse sie gedanklich verarbeitet werden. Im Idealfall entständen Assoziationen, die mit der Marke verbunden seien und den Kaufentscheidungsprozess positiv beeinflussen.

Abgerundet wurde der Tag mit weiteren Einblicken aus der Screenforce-Gattungsstudie "Mapping the Moods" und einem Ausblick dazu, welche Themenbereich Screenforce in naher Zukunft in den Fokus nimmt. Zum Abschluss der Veranstaltung berichtete Visoon über die Chancen, die sich aus Advanced TV für das lineare Fernsehen ergeben.

Ein Großteil der Vorträge ist noch bis zum 5. Dezember als Stream abrufbar – einfach hier registrieren.