Goldbach-Studie zeigt: Erfahrung ersetzt nicht den Blick auf die Zahlen.
Haben Personen aus der Marketing- und Medienbranche ein anderes Mediennutzungsverhalten als der Rest der Bevölkerung? Schätzen Insider die Nutzung in der Gesamtbevölkerung mit ihrem professionellen Blick richtig ein?
Die Schweizer Kolleg:innen von Goldbach und der IGEM (Interessengemeinschaft Elektronische Medien) wollten es genau wissen und sind diesen spannenden Fragestellungen in Kooperation mit der WEMF (AG für Werbemedienforschung) nachgegangen.
Eine Kernerkenntnis der Studie „Media Bias“: Insgesamt betrachtet ist die Mediennutzung der Ad People (also der Branchen-Insider) im Vergleich zur Schweizer Bevölkerung (E 15+) deutlich höher. Die klassischen Medien nutzen sie allerdings weit weniger häufig als die Gesamtbevölkerung. Beispiel TV: Zwar ist die mindestens gelegentliche TV-Nutzung in der Gesamtbevölkerung und bei den Ad People mit rund 94 Prozent ähnlich hoch. Die tägliche Nutzung ist bei den Ad People aber deutlich geringer. Ab 35 Jahren steigt die tägliche TV-Nutzung in der Bevölkerung stark an – bei den Ad People fehlt dieser starke Anstieg. Deutliche Differenzen in der Nutzung zeigen sich auch bei Print und Radio.

Deutliche Unterschiede zwischen Normalbürger:innen und Expert:innen sind an sich kein Problem – so lange Letztere sich dessen bewusst sind. Allerdings hat die eigene Mediennutzung offensichtlich doch einen deutlichen Einfluss darauf, was als Regelfall angesehen wird: Die Studie zeigt, dass Branchen-Insider:innen (entsprechend ihrer eigenen Nutzungsvorlieben) die Bedeutung der klassischen Medien in der Gesamtbevölkerung deutlich unterschätzen, gleichzeitig aber Social Media und Streaming deutlich überschätzen.

Die Studie zeigt: Der Großteil der Bevölkerung nutzt Medien anders als die Ad People in ihrer Bubble. Gerade bei der Gewichtung von klassischen und neuen Medien lohnt sich immer ein Blick auf die Fakten, denn das „Bauchgefühl“ kann täuschen.